Projektleitung: Dr. Stephan Krämer
(Fachbereich Philosophie)
Laufzeit: 2018–2025
Unterscheidungen zwischen Relevantem und Irrelevantem sind allgegenwärtig in Lebenswelt, Wissenschaft und Philosophie. Manchmal ist Relevanz ein vorrangig pragmatisch-psychologisches Phänomen, das etwa die Effizienz betrifft, mit der eine Information die kognitive Situation einer Person beeinflussen kann. In anderen Fällen geht es um eine abstraktere, semantische Beziehung, die unabhängig davon besteht, ob und wie effizient wir sie kognitiv verarbeiten können. Relevanz in diesem Sinn ist das Thema des Projekts.
Relevanz, so verstanden, spielt in vielen philosophischen Debatten eine wichtige Rolle. Insbesondere gilt von vielen philosophisch zentralen Relationen – z. B. Bestätigung, Erklärung, Verursachung, Begründung –, dass sie substanzielle Relevanzanforderungen stellen, was ein vereinheitlichendes Merkmal dieser ansonsten heterogenen Menge an Relationen darstellt. Dennoch ist objektive Relevanz theoretisch nur unzureichend aufgearbeitet. Bisherige Arbeiten beschränken sich auf spezielle Formen der Relevanz, vernachlässigen aber, was Relevanz im Allgemeinen ausmacht und wie sich ihre verschiedenen Ausprägungen zueinander verhalten. Bestehende Theorien fassen Relevanz zudem meist intensional auf: zwischen notwendig äquivalenten Aussagen wird nicht unterschieden. Relevanz ist oft aber eine hyperintensionale Angelegenheit; z. B. ist es relevant dafür, ob 6 prim ist, dass 6 durch 3 teilbar ist. Dafür ist aber gänzlich irrelevant, dass 7 größer als 2 ist, obwohl die beiden Aussagen notwendig äquivalent sind. Schließlich operieren bestehende Ansätze zur Relevanz in einem theoretischen Rahmen, der für die Untersuchung hyperintensionaler Relationen ungeeignet ist, nämlich der Wahrscheinlichkeits- oder der Mögliche-Welten-Theorie.
Ziel des Projekts ist, diese Mängel zu beheben. Seine Grundannahmen sind:
- Relevanz ist ein einheitliches Phänomen, das einer einheitlichen theoretischen Behandlung zugänglich ist.
- Relevanz ist hyperintensional.
- Relevanz besteht in der Bereitstellung von Gründen; relevant für eine Hypothese zu sein heißt etwa, Gründe für oder gegen die Hypothese zu liefern.
- Die jüngst entwickelte Wahrmacher-Semantik ist ein ideales Werkzeug zur Untersuchung von Grund- und Relevanzrelationen.
Das Projekt gliedert sich in drei Teile. Erstens wird gezeigt, dass Relevanz ein vereinheitlichendes Merkmal der relevanz-implizierenden Relationen ist. Dazu untersuchen wir eine Reihe von Debatten, in denen solche Relationen eine zentrale Rolle spielen, und identifizieren Gemeinsamkeiten und systematische Verknüpfungen. Der Fokus wird hier auf logischen (z. B. relevante Folgerung), explanatorischen (z. B. Kausalität), und epistemischen (z. B. Bestätigung) Beziehungen liegen. Zweitens wird auf der Basis eines einheitlichen Theorierahmens eine neue Konzeption der Relevanz sowie eine umfassende Kartographie relevanz-implizierender Beziehungen erarbeitet. Drittens wird die erarbeitete Theorie auf weitere Themenfelder angewendet, insbesondere auf das der praktischen Gründe.
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