Wiederwahl für eine zweite Amtszeit„Mir ist der intensive kommunikative Austausch ebenso wichtig wie die Partizipation der Fakultätsmitglieder“
1. September 2025, von Zsuzsa Becker

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Am 16. Juli 2025 hat der Fakultätsrat Prof. Dr. Silke Segler-Meßner als Dekanin der Fakultät für Geisteswissenschaften wiedergewählt. Ihre zweite Amtszeit beginnt am 1. März 2026 und dauert erneut fünf Jahre. Im Interview spricht sie über ihre Motivation, über die bevorstehenden Herausforderungen und ihre Ziele für die nächsten fünf Jahre.
Herzlichen Glückwunsch zur Wiederwahl! Was hat dich motiviert, dich noch einmal für eine zweite Amtszeit zur Wahl zu stellen?
In den letzten Jahren habe ich einige Projekte angestoßen, die ich gern weiterentwickeln und finalisieren möchte. Darüber hinaus hat sich zwischen dem Dekanat und den Fachbereichen eine sehr lebendige Kommunikation etabliert, die von wechselseitiger Wertschätzung und Vertrauen gekennzeichnet ist. Es bereitet mir sehr viel Freude, die Vernetzung zwischen Dekanat, Fachbereichen und den Fakultätsmitgliedern untereinander voranzutreiben und auszubauen. Schließlich ist es mir ein Anliegen, in Zeiten stärker werdender Polarisierung eine Kultur der Offenheit und Inklusion voranzutreiben und die kritische Diskussion gesellschaftlich relevanter Themen aus unterschiedlichen geisteswissenschaftlichen Perspektiven zu fördern.
Die Fakultät steht angesichts der erforderlichen Sparmaßnahmen großen Herausforderungen gegenüber. Wie wirst du diese angehen?
In Anbetracht steigender Personal-, Energie- und Cybersecurity-Kosten sieht sich aktuell auch unsere Fakultät vor der Herausforderung, einen Strukturwandel zu initiieren, der nicht nur notwendige Einsparungen ermöglicht, sondern auch zukünftige Potenziale auslotet. Die seit Jahren bundesweit sinkenden Bewerber:innenzahlen auf Studienplätze in den Geisteswissenschaften machen sich auch bei uns bemerkbar und erfordern ein kritisches Überdenken des Studienangebots sowie der damit verbundenen Kapazitäten. Mein Ziel ist es, das große Angebot an kleinen Fächern, das ein Alleinstellungsmerkmal unserer Fakultät ist, möglichst zu wahren und notwendige Reformprozesse in einer gemeinsamen Diskussion mit den Fachbereichen auf den Weg zu bringen. Mir ist der intensive kommunikative Austausch ebenso wichtig wie die Partizipation der Fakultätsmitglieder.
Gibt es spezielle Projekte oder Initiativen, die du während deiner zweiten Amtszeit umsetzen möchtest?
Dank des herausragenden Erfolgs in der Einwerbung von Drittmitteln ist unsere Fakultät im vergangenen Jahr im Förderranking der DFG auf Platz 4 gelandet. Im Mai 2025 hat unser Exzellenzcluster Understanding Written Artefacts die Zusage der DFG für die zweite Förderphase erhalten – ein mehr als beeindruckendes Ergebnis angesichts der Dominanz von bestehenden und neuen Anträgen in den Naturwissenschaften und der Medizin. Gemeinsam mit allen Mitgliedern des Dekanats möchte ich in der zweiten Amtszeit neue Forschungsinitiativen fördern, ob als Verbund oder als exzellente Einzelforschung. Wir werden Forschende unterstützen und begleiten, die sich in einer frühen Karrierephase auf den Weg machen, eine Heisenberg-Förderung oder eine Emmy Noether-Gruppe einzuwerben. Wir prüfen im Bereich der Karriereplanung die Einführung von Staff Researcher-Stellen und engagieren uns dafür, dass Lehrende mit einem hohen Lehrdeputat für die Weiterentwicklung ihres Lehrangebots eine temporäre Reduktion ihrer Semesterwochenstunden erhalten können. Und schließlich gilt es in der Studiengangsentwicklung auszuloten, in welchen Bereichen wir unser Angebot verbessern und weitere interdisziplinäre Angebote einführen können.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung in deiner strategischen Planung für die Fakultät?
Für die Zukunftsfähigkeit unserer Fakultät ist es aus meiner Sicht entscheidend, den Beitrag der Geisteswissenschaften zu Digitalität und KI in Lehre und Forschung sichtbar werden zu lassen und systematisch auszubauen. Die Besonderheit unserer Fakultät liegt nicht allein in der Anwendung digitaler Tools, sondern vor allem in der kritischen Reflexion einer fortschreitenden Digitalisierung aller Bereiche unseres Lebens. In unserem Digital Office Humanities bündeln wir aktuell alle Services und Einrichtungen, die die Entwicklung digitaler Kompetenzen in Forschung und Lehre unterstützen. Die Bibliotheken werden zukünftig eine sehr wichtige Rolle in der digitalen Informationsversorgung und -vermittlung, aber auch in der Bereitstellung digitaler Arbeitsplätze für Studierende spielen. Das DH-Lab in der Bibliothek GW im Philturm dient als Katalysator einer systematischen Vernetzung von Forschenden, Lehrenden und Studierenden zum Thema KI und anderen Fragen. Die Entwicklung eines spezifischen Studienangebots in den Digital Humanities wird die digitalen Kompetenzen der Studierenden im Lehramt und in den grundständigen Bachelor- und Masterstudiengängen ausbauen.
Gibt es noch etwas, das du den Studierenden und Mitarbeitenden der Fakultät mit auf den Weg geben möchtest?
Lasst uns in diesen Zeiten erstarkender Nationalismen und Krisen an unserer Kommunikationskultur der Offenheit festhalten und uns für eine diversitätssensible Lehre, Forschung und Gremienarbeit einsetzen. Lasst uns für unser demokratisches Miteinander einstehen und gemeinsam jeder Form von Rassismus, Sexismus und Ausgrenzung entgegentreten.