Veranstaltungen aus der Fakultät für GeisteswissenschaftenProjektwoche zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus

Wann: donnerstags, 18.30–20.00 Uhr

Wo: VMP 6, Hörsaal Phil D

Was: Öffentliche Vortragsreihe "Kriegsende 1945 in Europa. Ereignisse, Erfahrungen, Deutungen"

Wer: Arbeitsbereich Deutsche Geschichte des Fachbereichs Geschichte (Prof. Dr. Birthe Kundrus), Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (Prof. Dr. Kirsten Heinsohn) und Instituts für die Geschichte der deutschen Juden (Dr. Kim Wünschmann) 

Am 8. Mai 2025 jährt sich zum 80. Mal das Ende des Zweiten Weltkriegs – ein einschneidendes Datum in der Geschichte, das ganz Europa und damit auch Hamburg tief geprägt hat. In den sechs Jahren zuvor hatten unter deutscher Führung in ganz Europa bis dahin unvorstellbare Kriegsverbrechen und Gewaltexzesse stattgefunden. Millionen Menschen wurden rassistisch oder politisch verfolgt, Millionen während und nach dem Krieg vertrieben, Millionen ermordet. Inmitten dieses Geschehens entfaltete sich der Völkermord an den europäischen Juden, der Holocaust. Mit dem Ende des Krieges verbanden viele Menschen die Hoffnung auf Frieden, Bestrafung der Schuldigen und ein Leben in Freiheit. Doch die Ereignisse wie das eigene Handeln und damit auch die Lehren, die man aus dieser Katastrophe ziehen sollte, wurden sehr unterschiedlich gedeutet. Die Ringvorlesung nimmt den Jahrestag zum Anlass, die Erfahrungen während Krieg und Besatzung wie die Erwartungen nach dem Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in ihrer Vielfalt wie Widersprüchlichkeit vorzustellen und zu reflektieren.

Die Veranstaltung ist öffentlich, eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Wann: Donnerstag, 8. Mai 2025, 10–12 Uhr c.t.

Wo: VMP 8, Erzwiss H, Anna-Siemsen-Hörsaal

Was: Öffentlicher Vortrag zum Thema "'Du musst schweigen, Du darfst mit keinem anderen Menschen über diesen Eingriff reden': Einführung in das Biesold-Archiv"

Wer: Guido Joachim, Bibliothek für Geisteswissenschaften

'Du musst schweigen, Du darfst mit keinem anderen Menschen über diesen Eingriff reden' ist die Überschrift eines Interviews, das Thomas Plotzki 1995 mit Horst Biesold führte (in: Das Zeichen 34S. 438-447) und das seinen Einsatz für Gehörlose, die im Dritten Reich vom "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" betroffen waren, thematisiert. Biesold hat mit über 2000 betroffenen Gehörlosen Kontakt aufgenommen und mit Fragebögen und Korrespondenzen deren Schicksaal recherchiert und für Entschädigungsforderungen öffentlich gemacht. Das daraus entstandene Archiv ist 1996 in die Bibliothek des Instituts für Deutsche Gebärdensprache überführt worden.

Gezeigt werden nach einem kleinen geschichtlichen Exkurs zu diesem Gesetz von 1933 Dokumente aus dem Archiv wie Sterilisationsbeschlüsse, Korrespondenz mit Betroffenen und ein Ausschnitt aus dem Video "Naziunrecht an Gehörlosen" von Bremer Student:innen aus dem Jahr 1993. Dies sind historische Zeugnisse des Unrechts welches Gehörlosen im der Zeit von 1933-1945 angetan wurde und die ahnen lassen, was Horst Biesold in dem o.g. Interview wie folgt ausdrückt: "Aber es ging ja nicht nur um Sterilisation an sich, das klingt heute alles so banal, sondern man muss ja auch sehen, welche verbogenen Lebenslinien daraus erwachsen sind: Ehelosigkeit, Kinderlosigkeit, bei Frauen ein ganz massiver Eingriff in die Leiblichkeit, aber besonders bei Frauen – ganz furchtbare Operationen, die viele Todesopfer gefordert haben."

Die Veranstaltung ist öffentlich, eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Wann: donnerstags, 12–14 Uhr

Wo: VMP 6, Hörsaal Phil G

Was: Vorlesung "Einführung in die Geschichte der Jüdinnen und Juden in Osteuropa"

Wer: Prof. Dr. Monica Rüthers, Fachbereich Geschichte

Im Rahmen der Vorlesung zur jüdischen Geschichte geht es um die Zeit vor und nach Kriegsende aus der Perspektive der jüdischen Bevölkerung. Was bedeutete es für jüdische Überlebende, in der sowjetischen Einflusszone zu sein? Welche Handlungsoptionen standen ihnen offen?

Die Veranstaltung ist öffentlich, eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Wann: Dienstag, 6. Mai, 16–18 Uhr c.t.

Wo: ESA 1, Hörsaal J, Magdalene-Schoch-Hörsaal

Was: Vorlesung "Rechter Geschichtsrevisionismus und die Geschichte des Mittelalters"

Wer: Prof. Dr. Christoph Dartmann, Fachbereich Geschichte

Im Rahmen der Sitzung zum Thema "Ein neues Mittelalter für das 21. Jahrhundert?" behandelt diese Vorlesung die Frage, welche Rolle das Mittelalter in Versuchen rechtsextremer und nationalistisch-autoritärer Protagonist:innen einnimmt, das deutsche Geschichtsbild zu revidieren.

Die Veranstaltung ist öffentlich, eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Wann: Montag, 5. Mai 2025, 18–20 Uhr c.t. 

Wo: VMP 6, Raum A13004 

Was: Seminar zum Thema "Die Wahrnehmung Karls des Großen (768-814) und das 1100jährige Jubiläum des Vertrags von Verdun (843-1943) in der Nazizeit kritisch betrachtet"

Wer: Prof. Dr. Philippe Depreux, Fachbereich Geschichte

Karl der Große war keine neutrale Gestalt in der Nazizeit, wie bspw. die Einrichtung der Waffen-Grenadier-Division der SS "Charlemagne" im Jahr 1944 zeigt. Bereits 1935 wurde in einer wissenschaftlichen Publikation kritisch der Frage nach dem Deutschtum Karls und seiner Bedeutung in internationaler Hinsicht nachgegangen. Im Jahr 1943, als Adolf Hitler sich für die "Wiedervereinigung" des anlässlich des Vertrags von Verdun (843) geteilten Karolingerreichs feiern ließ, wurde auch in einer wissenschaftlichen Publikation nach der Relevanz dieses Ereignisses für die Geschichte Deutschlands und Europas gefragt. Dieser Streit um das Erbe Karls des Großen in der Zeit des Nationalsozialismus wird Gegenstand der Diskussion sein.

Die Veranstaltung ist hochschulöffentlich, aus Platzgründen und zwecks der Bereitstellung der zu besprechenden Texte wird um Anmeldung per E-Mail an sekretariat.mittelalter"AT"uni-hamburg.de bis zum 25.04.2025 gebeten.

Wann: Montag, 12. Mai 2025, 10–12 Uhr c.t.

Wo: Gorch-Fock-Wall 7, Raum A2021 (2. Stock)

Was: Lehrveranstaltung "Rechte Predigt?! Illiberale Tendenzen in christlicher Predigt"

Wer: Prof. Dr. Felix Roleder, Fachbereich Evangelische Theologie, mit einem Gastvotrag von Dr. Hans Probst, Universität Tübingen

Die Krise der liberalen Demokratie scheint auch in Deutschland angekommen zu sein. Das Erstarken einer in Teilen rechtsextremen Partei ist dabei das Ergebnis von gesellschaftlichen Dynamiken des Illiberalen, die auch die Religionskultur berühren. Auch in Deutschland, so die gegenwärtige Beobachtung, entwickle sich eine Bewegung, die als religiöse Rechte beschrieben wird. Doch welche zentralen Konzepte können für dieses "Christentum von rechts" identifiziert werden? Und wird diese Entwicklung auch in der Predigtpraxis sichtbar? Wie lässt sich die religiöse Rechte und ihre Predigtpraxis in Deutschland kritisch reflektieren? Der Vortrag findet hybrid statt, der Referent wird online zugeschaltet.

Die Veranstaltung ist hochschulöffentlich, um Anmeldung unter felix.roleder(felix.roleder"AT"uni-hamburg.de)@(felix.roleder"AT"uni-hamburg.de)uni-hamburg.de(felix.roleder"AT"uni-hamburg.de) wird gebeten.

Wann: mittwochs, 10–12 Uhr

Wo: ESA 1, Flügelbau West, Raum 220

Was: Lehrveranstaltung "Soziale Stigmatisierung und Verfolgung im Nationalsozialismus: Praktiken, Fallstudien und Erinnerungskultur"

Wer: Prof. Dr. Norbert Fischer, Institut für Empirische Kulturwissenschaft, Fachbereich Kulturwissenschaften

Unter der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland 1933-1945 waren die Stigmatisierung bestimmter sozialer Gruppen und ihre Ausgrenzung aus der "Volksgemeinschaft" von grundlegender Bedeutung. Dieser selbsterklärten "Volksgemeinschaft" wurden sogenannte "Volksschädlinge" bzw. "Asoziale" entgegengesetzt. Auf sie verstärkte die Diktatur schrittweise den politischen, gesellschaftlichen und physischen Druck, zum Teil nach Denunziationen. Zu den Ausgegrenzten gehörten politisch, rassistisch und religiös Verfolgte sowie eine Reihe unterschiedlicher Gruppierungen: Angehörige der Sinti*zze und Rom*nja, sogenannte Bettler und Landstreicher, Obdachlose, erwerbsunfähige Invaliden, Alkoholkranke, Homosexuelle, körperlich Behinderte, psychisch bzw. "Erb"-Kranke. Der Ausschluss dieser in nationalsozialistischer Diktion als "asozial" bezeichneten Menschen und Bevölkerungsgruppen wurde mit restriktiven Maßnahmen umgesetzt. Dazu gehörten gezielte Verfolgungen vor Ort (auch durch Razzien), Inhaftierungen sowie Internierungen in Arbeits- und Konzentrationslager. Die Grenze zwischen "Volksgenossen" und "Asozialen" wurde im Laufe der Zeit immer strikter, mental-sprachlich wie physisch. In der Lehrveranstaltung werden Täter:innen und Opfer, Schauplätze und Praktiken vor allem anhand von Beispielen aus Norddeutschland untersucht. Dabei spielt u.a. die nach Ende der Diktatur praktizierte Erinnerungskultur sowie die geschaffenen Erinnerungsorte eine wichtige Rolle.

Die Veranstaltung ist hochschulöffentlich, eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Wann: Sonntag, 11. Mai 2025, 18 Uhr

Wo: Haupt- und Universitätskirche St. Katharinen

Was: Universitätsgottesdienst

Dr. Christian Staffa, Beauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland für den Kampf gegen Antisemitismus, wird predigen zum Thema "Widerständige Macht: Nie wieder! Und was jetzt?" [1 Petr 5,8f]. Es singt der Kammerchor der Universität Hamburg unter der Leitung von Paula Rein mit Enno Gröhn an der Orgel.

Die Universitätsgottesdienste sind öffentlich, eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Wann: 22. April 2025 bis 22. Juni 2025 während der Öffnungszeiten der Bibliothek (Montag–Freitag 8–22 Uhr, Samstag 10–17 Uhr)

Wo: Bibliothek im Philturm, VMP 6 (Eingang zur Bibliothek im 2. OG)

Was: Büchertische in der Bibliothek für Geisteswissenschaften

Wer: Mitarbeiter:innen, Auszubildende und studierende Angestellte der Bibliothek

Die Bibliothek für Geisteswissenschaften lädt mit Büchertischen zur vertieften Auseinandersetzung mit der Befreiung vom 8. Mai 1945 ein. Die Büchertische widmen sich dem Kulturerbe der verbrannten, verfemten und ins Exil getriebenen Literatur, das mit dem Ende des NS-Regimes befreit wurde (4. OG); den Friedensverfassungen der ehemaligen Achsenmächte Italien, Japan und Deutschland, die mit internationaler Unterstützung erarbeitet wurden (5. OG); sowie den griechischen Partisan:innen und den zum Teil noch heute um Entschädigungen ringenden Opfern der Wehrmacht in Griechenland (6. OG).

Die Büchertische sind öffentlich zugänglich.

Wann: Donnerstag, 8. Mai 2025 um 18 Uhr

Wo: Unimuseum, ESA 1, 1. OG

Was: Sonderführung zum Thema "Vertrieben und Geflohen: Der Wissenschaftler:innen-Exodus in der Nazi-Zeit"

Wer: Nikolai Quack, Masterstudent Geschichte und studentischer Mitarbeiter im Unimuseum

Die Uni Hamburg vollzog den Wandel einer liberalen Hochschule zu einem Sprachrohr der Nationalsozialisten besonders schnell. In nur wenigen Jahren wurden namenhafte Wissenschaftler:innen wie William Stern, Ernst Cassirer und Agathe Lasch verfolgt und vertrieben. Über ihr Schaffen und ihre Schicksale erzählen wir Ihnen in dieser Führung mehr. Treffpunkt ist der Dauerausstellungsraum des Unimuseums in ESA 1, 1. OG.

Die Sonderführung ist öffentlich, um Anmeldung über das Unimuseum wird gebeten.