Jahresrückblick 2024: Interview mit der Dekanin
2. Dezember 2024, von Zsuzsa Becker

Foto: UHH/Hansen
Im Interview lässt Dekanin Prof. Dr. Silke Segler-Meßner das Jahr 2024 Revue passieren und wirft einen Blick auf die Pläne für 2025. Nach einem herausragenden vierten Platz im DFG-Förderranking startet die Fakultät mit frischen Ideen für die digitale Zukunft und neuen Studiengängen ins nächste Jahr.
Wir blicken auf ein ereignisreiches Jahr zurück. In einem Satz, wie würdest du das Jahr 2024 für unsere Fakultät zusammenfassen?
Wir haben viel erreicht und sind auf einem fantastischen vierten Platz im Förderranking der DFG gelandet. Neben diesem herausragenden Erfolg unserer Fakultät in der Einwerbung von Drittmitteln in Verbund- und Einzelforschung ist es uns gelungen, (fast) alle Professuren im neu gegründeten Fachbereich Religionen zu besetzen, so dass nun die Entwicklung der Lehramtsteilstudiengänge LASek für Katholische, Alevitische und Islamische Theologie starten kann.
Was waren die drei bedeutendsten Ereignisse oder Meilensteine für die Fakultät im Jahr 2024?
Mit der offiziellen Einweihungsfeier des Philturms im April 2024 ist unsere Fakultät nun wieder zurück am Von-Melle-Park und auch die Bibliothek für Geisteswissenschaften ermöglicht mit den vielen Arbeitsplätzen und Räumen vielfältige Formen der Zusammenarbeit. Im Frühjahr erweiterte sich der Fachbereich Philosophie um das CHAI-Institut, das unter der Leitung des Informatikers Ralf Möller neue Formen der interdisziplinären Zusammenarbeit ermöglicht. Im Herbst feierte das Institut für jüdische Philosophie und Religion sein 10-jähriges Bestehen und unsere Fakultät kann sich mehr als glücklich schätzen, so ein national einzigartiges und international hoch geschätztes Forschungszentrum zu beheimaten.
Ein lebendiges Fakultätsleben zeichnet sich durch besondere Veranstaltungen aus. Welche Vorträge, Workshops oder Events haben 2024 besonders viel Aufmerksamkeit und Interesse in unserer Fakultät geweckt?
Zu den Highlights unserer Fakultät zählt der Neuberufenenempfang Ende April, bei dem sich dieses Mal 15 neue Kolleginnen und Kollegen präsentiert haben. Der Saal in ESA West war voll besetzt und alle haben sich bei einem Glas Wasser oder Wein angeregt ausgetauscht und vernetzt. Kurz darauf präsentierte unser Cluster UWA im Beisein von Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank und unseres Präsidenten Prof. Dr. Hauke Heekeren den weltweit einmaligen Computertomographen ENCI, der versiegelte Keilschrifttafeln lesbar macht. Mitarbeitende des Clusters hatten zuvor das Gerät bereits erfolgreich im Louvre erprobt. Ein weiteres besonderes Ereignis war das Transferevent "KI zum Anfassen" im Jupiterkaufhaus Anfang Juli, bei dem es vielfältige Angebote zur Erprobung der Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz gab.
Jedes Jahr bringt Herausforderungen mit sich. Welche spezifischen Schwierigkeiten hat unsere Fakultät im Jahr 2024 bewältigt, und wie sind wir damit umgegangen?
So glücklich alle waren, in den Philturm zurückzukehren, so herausfordernd war der Alltag mit zum Teil nicht funktionierender Heizung oder fehlendem Sonnenschutz. Fachbereiche und Dekanat haben eng zusammengearbeitet und die Notwendigkeit der Mängelbehebung deutlich gemacht. Auch die zum Teil fehlenden Seminarräume waren eine Herausforderung für Lehrende und Studierende im Philturm. Mit der Einführung des Raumbuchungstools Plato und der Nutzung von Räumen in der Bibliothek GW konnten wir Engpässe beheben und Abhilfe schaffen.
Der Austausch mit den Fakultätsmitgliedern ist für dich von großer Bedeutung. Welche Rückmeldungen hast du im Laufe des Jahres erhalten, und wie haben diese deine Arbeit und deine Entscheidungen beeinflusst?
Die Fakultätsmitglieder schätzen die transparente Kommunikation des Dekanats sehr und bestärken mich darin, an einem partizipativen Miteinander auch bei schwierigen Entscheidungen festzuhalten. Es ist wichtig, die Fachbereiche in Entscheidungsprozesse einzubinden und Lösungen zu finden, die auch den unterschiedlichen Fachbereichskulturen gerecht werden.
Das neue Jahr steht vor der Tür und eröffnet viele Möglichkeiten. Welche großen Ziele hast du für unsere Fakultät im Jahr 2025?
Im ersten Halbjahr werden die Förderentscheidungen zu den Exzellenzclustern verkündet. Wir sind mit unserem Cluster UWA im Rennen und auch beim Cluster CLICCS und dem neuen Cluster zu Infektionsforschung beteiligt. Insofern heißt es: Daumen drücken. Darüber hinaus führen wir im Herbst zwei neue Masterstudiengänge ein: Public History und Intellectics, die unser dominant diszplinäres Studienangebot erweitern. Unser vielfältiges Studienangebot präsentieren wir auch beim nächsten Unitag am 25. Februar 2025. Mit 69 Angeboten aus allen acht Fachbereichen ist unsere Fakultät erneut außerordentlich stark vertreten, worüber ich mich sehr freue.
Der Erfolg unserer Fakultät hängt oft von proaktiven Maßnahmen ab. Gibt es spezielle strategische Initiativen, die du in der nächsten Zeit anstoßen möchtest, um unsere Ziele zu erreichen?
Am 15. Januar 2025 findet der Workshop zur Finalisierung unserer fakultären Digitalstrategie statt. Wir werden im kommenden Jahr ein Digital Office Humanities auf den Weg bringen, das IT, Digital Humanities, Büro für Digitalität in der Lehre und voraussichtlich auch das Medienzentrum unter ein Dach bringt. Ziel ist es, für mehr Sichtbarkeit der Aktivitäten unserer Fakultät im Bereich Digitalität zu sorgen und zugleich neue Studienangebot zum Aufbau von data literacy zu schaffen.
Die akademische Landschaft verändert sich ständig. Welche Trends oder Entwicklungen siehst du für die kommenden Jahre, die einen Einfluss auf unsere Fakultät haben könnten?
Mit der Hamburger Erklärung sieht sich auch unsere Fakultät vor die Herausforderung gestellt, Karrierewege zu überdenken und anders zu gestalten. Es geht zum einen darum, die Rahmenbedingungen für wissenschaftliche Weiterqualifikation zu überdenken und dauerhafte Perspektiven für Doktorandinnen und Doktoranden sowie Postdocs zu schaffen. Zum anderen ist es in unserer Fakultät auch wichtig, den Lehrenden mit hohem Lehrdeputat Möglichkeiten der Fortbildung und Forschung durch vorübergehende Deputatsreduktionen zu ermöglichen. Darüber hinaus sind alle Fakultäten dazu aufgefordert, im kommenden Jahr 3 % ihres Budgets einzusparen. Die Tarifsteigerungen im öffentlichen Dienst und die Kosten für Cybersecurity machen sich auch im Landeshaushalt bemerkbar. In Rücksprache mit den Fachbereichen die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, ohne strukturelle Kürzungen vornehmen zu müssen, ist eine schwierige Aufgabe.
Zum Abschluss: Wenn du unseren Fakultätsmitgliedern eine Botschaft mit auf den Weg geben könntest, was würdest du ihnen sagen, um sie für das kommende Jahr zu motivieren und zu ermutigen?
Nur gemeinsam sind wir stark und tragen mit unseren vielfältigen Aktivitäten zur Stärkung (selbst)kritischen Denkens bei. Lasst uns trotz einer schwierigen Welt- und Finanzlage nicht die Zuversicht verlieren, in Lehre, Forschung und Transfer einen substantiellen Beitrag zur Stärkung von Demokratie und Diversity zu leisten.