DFG-Langfristvorhaben "Frühe Neuzeit in Deutschland 1620–1720 Literaturwissenschaftliches Verfasserlexikon (VL 17)" verlängert
10. Oktober 2022, von Zsuzsa Becker

Foto: UHH/Wu
Das im universitären Potenzialbereich The Early Modern World angesiedelte Langfristvorhaben, an dem von Hamburger Seite Prof. Dr. Bernhard Jahn und Prof. Dr. Johann Anselm Steiger beteiligt sind, wird seit 2016 von der DFG gefördert. Nun bewilligte die DFG eine weitere Förderphase von drei Jahren.
Das Langfristprojekt, das von sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den Bereichen Neuere deutsche Literaturgeschichte, Neolatinistik und Historische Theologie konzipiert wurde und getragen wird, dient der Erarbeitung eines acht Bände umfassenden Lexikons mit Artikeln zu etwa 750 Autoren, deren Leben und Werk schwerpunktmäßig in die Zeit von 1620 bis 1720 fällt. In ihm werden die führenden Persönlichkeiten der Epoche und ihre Schriften biobibliographisch dokumentiert und in ihrer Bedeutung für die Literatur- und Ideengeschichte ihrer Zeit gewürdigt. Drei Bände liegen bereits vor; Band 4 befindet sich im Druck.
Das VL 17 setzt die bislang drei umfangreichen Verfasserlexika (zu Mittelalter, Humanismus sowie zum Zeitraum 1520–1620) fort. Das Lexikon erschließt die Literatur- und Wissensgeschichte des 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts neu und rekonstruiert die jeweiligen sozialen, politischen, regional-, bildungs-, konfessions- und traditionsgeschichtlichen sowie allgemein kulturellen Zusammenhänge in ihrer Bedeutung für die literarische Produktion. Das Projekt ist ein literaturwissenschaftliches Verbundprojekt mit interdisziplinärer Ausstrahlung: Kennzeichnend für die literarische Kultur der Frühen Neuzeit ist die enge Wechselwirkung genuin literarischer mit pragmatischen Formen, Themen und Zielen. Das VL 17 strebt auf höchstem philologischem Niveau eine biobibliographische Dokumentation der ausgewählten Autoren wie auch eine diskurs- und ideengeschichtlich sensible Aufbereitung ihrer zentralen Schriften an und bildet somit erstmals den passenden Erschließungsrahmen für die spezifisch frühneuzeitliche Verflechtung und Pluralisierung der Wissensbereiche. Die Konzentration auf die im engeren Sinne literarische Produktion ist angesichts des polyhistorisch ausgreifenden Wissenssystems des Zeitraums pragmatisch geboten, da eine vollständige Behandlung aller – oft disziplinär diverser – Einzelpublikationen, wie sie das mediävistische und das humanistische Verfasserlexikon anstreben, zu unverhältnismäßigen Proportionen führen würde. Gleichwohl stellt die Erarbeitung verlässlicher Werkverzeichnisse, die für die handschriftliche Werküberlieferung und die Erstdrucke Vollständigkeit oder zumindest Repräsentativität anstrebt, ein Alleinstellungsmerkmal des VL 17 dar.
Herausgeberteam:
- Prof. Dr. Stefanie Arend (Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Rostock)
- Prof. Dr. Bernhard Jahn (Deutsche Literatur des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit, Hamburg)
- Prof. Dr. Jörg Robert (Literaturgeschichte der Frühen Neuzeit, Tübingen)
- Prof. Dr. Robert Seidel (Neuere Deutsche Literaturwissenschaft: Frühe Neuzeit und Rhetorik, Frankfurt/Main)
- Prof. Dr. Johann Anselm Steiger (Historische Theologie: Reformation und Neuzeit, Hamburg)
- Prof. Dr. Stefan Tilg (Latinistik, Freiburg/Br.)
- Prof. Dr. Friedrich Vollhardt (Neuere deutsche Literaturwissenschaft: Frühneuzeitforschung, LMU München)