Förderung durch die DFG und die ANRNeues Drittmittelprojekt von Univ.-Prof. Dr. Philippe Depreux"Cœnobia Turonenses. Praktiken und Netzwerke der martinischen Klostergemeinschaften in Tours von der Spätantike bis ins 13. Jahrhundert."
4. Januar 2019, von Zsuzsa Becker

Foto: UHH
Leitung: Prof. Dr. Philippe Depreux (Fachbereich Geschichte), Prof. Dr. Elisabeth Lorans (Université de Tours)
Laufzeit: 2019-2021
Die DFG und die ANR (Agence nationale de la recherche, Frankreich) bewilligten den Antrag von Prof. Dr. Philippe Depreux (Fachbereich Geschichte / Centre for the Study of Manuscript Cultures) und Prof. Dr. Elisabeth Lorans (Université de Tours / UMR 7324 CITERES: Laboratoire Archéologie et Territoires) für die Durchführung des deutsch-französischen Projekts:
Cœnobia Turonenses. Praktiken und Netzwerke der martinischen Klostergemeinschaften in Tours von der Spätantike bis ins 13. Jahrhundert.
Im Projekt werden zwei der ältesten klösterlichen Gemeinschaften des Abendlands von der Spätantike bis ins Hochmittelalter untersucht. Im Fokus stehen die Beziehungen zwischen den religiösen Gemeinschaften in Tours (Frankreich), die das Erbe des hl. Martin († 397) für sich reklamierten (Marmoutier und Saint-Martin). Es geht dabei um ihre Verbindungen untereinander und mit anderen kirchlichen Gemeinschaften – auf institutioneller Ebene, sowie in Bezug auf soziale, religiöse, kulturelle, topographische und architektonische Aspekte. Die touronischen Gemeinschaften bieten die einzigartige Möglichkeit, die Entwicklungen des westlichen Zönobitismus von den frühesten Erscheinungsformen an über einen langen Zeitraum auf der Ebene von polyzentrischen Mikrogesellschaften im urbanen Umfeld zu erforschen. Das Vorhaben gliedert sich in drei eng miteinander verbundene Bereiche, die sich alle der großen Vielfalt an überlieferten Quellen und der gesamten Bandbreite an zur Verfügung stehenden Analysemethoden bedienen. Für die Untersuchung ist eine kritische Neubewertung der frühmittelalterlichen Schriftquellen sowie der gesamten Produktion der touronischen Skriptorien erforderlich. Die beiden Gemeinschaften knüpften jeweils eigene Netzwerke mit anderen Gemeinschaften: Die verschiedensten Zeugnisse (besonders architektonische, liturgische und diplomatische) sollen untersuchen werden, um die kultische, soziale und kulturelle Ausstrahlung beider Klöster besser zu verstehen. Die archäologische Untersuchung der Konventsgebäude von Marmoutier bietet die einmalige Gelegenheit, die monastischen Praktiken dieser Gemeinschaft zu erforschen und den Exellenzdiskurs, den die dortigen Mönche entwickelt haben, herauszustellen. Angestrebte Ergebnisse des Vorhabens sind: eine GIS-Datenbank und eine Datenbank der Schriftquellen (inkl. einer virtuellen Bibliothek der in Tours angefertigten Manuskripte), wissenschaftliche Aufsätze u.a. im Bereich der Archäologie, Diplomatik, Geschichtswissenschaft, Kodikologie, Liturgie- und Musikwissenschaft, sowie neue kritische Editionen mit Übersetzungen der Schriftquellen und eine zusammenfassende, deutsch-französische Gesamtpublikation.