Lesen geschlossener Keilschrifttafeln mit hochauflösender Computertomographie

Foto: Karsten Helmholz
In diesem Projekt wurde ein tragbarer und hochauflösender Röntgentomograph zur non-invasiven Untersuchung von eingeschlossenen Keilschrifttafeln entwickelt und gebaut. Der Röntgentomograph ermöglicht es erstmalig, die eingeschlossenen Keilschriftbriefe zu lesen, ohne den Umschlag aufzubrechen oder das Artefakt in irgendeiner Weise zu verändern.
Die Keilschrift zählt zu den frühesten Formen der Schrift und wurde als Abdrücke in Ton vor mehr als 5000 Jahren von den Sumerern in Mesopotamien entwickelt und im gesamten Nahen Osten verwendet. Bereits Mitte des dritten Jahrtausends v. Chr. haben sich die Menschen in dieser Form Briefe geschrieben: eingewickelt in einen schützenden Umschlag aus Ton und versehen mit dem Siegel des Versenders haben die beschriebenen Tafeln große Distanzen über Berge und durch Wüste zu ihren Adressaten zurückgelegt. Sie berichten von Königen und ihrer Herrschaft, von Kaufleuten und ihrem Handel, aber auch vom alltäglichen und privaten Leben der Familien und Ehegatten. Um den Inhalt zu lesen, musste der Empfänger den Tonumschlag brechen. Bis heute wurden etwa eine Million Tontafeln entdeckt. Darunter sind auch Briefe, die ihren Bestimmungsort nicht erreichten und in ihrem Umschlag verschlossen blieben. Von diesen ungeöffneten Briefen - deren Inhalt verborgen blieb - befinden sich heute viele in renommierten Museen, wie dem Louvre.
Nach seiner Entwicklung und Bauphase, die in 2022 abgeschlossen sein wird, ist der tranportable Tomograph in Archiven und Museen auf der ganzen Welt einsetzbar.
Projektleitung: Prof. Dr. Dr. h. c. Cécile Michel (CNRS, Paris/UHH), Prof. Dr. Stephan Olbrich (UHH), Prof. Dr. Christian G. Schroer (DESY)
Kooperation: Deutsches Elektronen-Synchroton (DESY), Centre national de la recherche scientifique (CNRS), Louvre, Paris
Laufzeit: 2020–2023
Weitere Informationen: https://www.csmc.uni-hamburg.de/written-artefacts/research-fields/field-a/rfa09.html
Das Projekt wird im Rahmen des Exzellenzclusters "Understanding Written Artefacts" an der Universität Hamburg von der DFG gefördert.