Theologiestudierende erforschen Kirchenbild in Videospielen und Fernsehserien
22. Mai 2025, von Zsuzsa Becker

Foto: Jeroným Pelikovský auf Pixabay
Warum greifen moderne Medien immer wieder auf längst überholte christliche Vorstellungen zurück? Warum werden diese als Klischees sogar noch verfestigt? Mit diesen Fragen beschäftigen sich Studierende vom Fachbereich Evangelische Theologie in einem eigenen Projekt, das im Rahmen der Exzellenzstrategie gefördert wird.
In der öffentlichen Wahrnehmung von Christentum und Kirche spielen häufig Vorstellungen wie Himmel und Hölle, Kreuzzüge oder das Fegefeuer eine zentrale Rolle – Motive, die aus wissenschaftlicher Perspektive längst als überholt gelten. Dennoch prägen sie weiterhin die Darstellungen von Religion in aktuellen Medienformaten. Insbesondere Videospiele und TV-Serien greifen solche Narrative auf. Wie und warum diese Bilder in der Popkultur weiterleben, untersucht nun ein neues studentisches Forschungsprojekt am Fachbereich Evangelische Theologie.
Projektidee und Entstehung
Am Beispiel vom preisgekrönten Rollenspiel "Baldur’s Gate 3", dem Indie-Spiel "Blasphemous I/II" und der TV-Serie "Good Omens" analysiert die studentische Forschungsgruppe um Lisa-Marie Blume, Janos von Kiedrowski und Sebastian Ryterski, wie kirchenbezogene Elemente inszeniert werden und weshalb gerade traditionelle Narrative immer wieder aufgegriffen und neu interpretiert werden. Besonderes Augenmerk liegt darauf, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Rezeption und Darstellung herauszuarbeiten. Dabei sollen neben den erzählten Inhalten auch Hintergründe und Intentionen der Entwickler:innen – etwa mittels Interviews auf der Gamescom – reflektiert werden. Die Ergebnisse werden in einem Online-Wiki veröffentlicht und nachhaltig nutzbar gemacht – zum Beispiel für den schulischen Religionsunterricht.
Ausgangspunkt für das Projekt war das Seminar "Kirchengeschichte und Digitale Spiele" von Prof. Dr. Barbara Müller im Wintersemester 2024/25. Daraus entstand die Idee, ausgewählte Medien systematisch zu untersuchen. Die Eignung von Videospielen zur Vermittlung christentumsbezogener Themen wurde im Rahmen von "Wir wollen's wissen!" im Februar 2025 von Prof. Dr. Barbara Müller und Sebastian Ryterski in Hamburger Schulen erfolgreich erprobt.
Forschungsergebnisse nachhaltig nutzbar machen
Ein zentrales Ziel des Projekts ist die Schaffung nachhaltiger Strukturen zur weiteren Beschäftigung mit Religion in der Popkultur. So soll das Online-Wiki als fortlaufende Ressource insbesondere für den schulischen Religionsunterricht nutzbar sein. Themen und Schlagworte werden entsprechend mit aktuellen Lehrplänen abgeglichen, um den praktischen Nutzen sicherzustellen. Im Sommersemester 2026 ist zudem ein weiteres Seminar geplant, bei dem Studierende neue Einträge erarbeiten und die Plattform weiterentwickeln.
Förderung im Rahmen der Exzellenstrategie
Die studentische Forschungsgruppe "Das Kirchenbild in Videospielen und Fernsehserien" wird ab sofort für ein Jahr vom Hub for Crossdisciplinary Learning (HCL) mit 6.150 Euro gefördert. Mit dem Förderprogramm "Studentische Forschungsgruppen" ermöglicht die Exzellenzuniversität Hamburg Studierenden die selbstverantwortliche Arbeit an einem wissenschaftlichen Projekt. Das Programm wird zweimal jährlich ausgeschrieben, das maximale Fördervolumen für ein Einzelprojekt beträgt 10.000 EUR.