Interview mit dem Prodekan für Studium und Lehre"Ein Ort, an dem zentrale gesellschaftliche Fragen mit hoher wissenschaftlicher Kompetenz diskutiert werden"
4. Oktober 2021, von Zsuzsa Becker

Foto: privat
Am 1. März 2021 hat Prof. Dr. Christoph Dartmann sein Amt als Prodekan für Studium und Lehre der Fakultät für Geisteswissenschaften angetreten. Er wurde vom Fakultätsrat für drei Jahre gewählt. Im Interview spricht er über das erste halbe Jahr im Amt und seine Pläne für die weitere Amtszeit.
Herr Dartmann, wie haben Sie die vergangenen sechs Monate als Prodekan für Studium und Lehre erlebt?
Sie waren sehr intensiv. Auf der einen Seite bin ich mit einer breiten Fülle neuer Themen, Prozesse und Gremien konfrontiert gewesen. Auf der anderen Seite standen viele Gespräche wegen der Ausnahmesituation an, in der wir uns ja immer noch befinden, solange die Corona-Pandemie noch nicht überstanden ist.
Aufgrund der Corona-Pandemie haben Sie Ihr Amt in turbulenten Zeiten begonnen. Wie gehen Sie damit um?
Ich muss gestehen, dass mich die heftigen, emotionalen Diskussionen der letzten Monate zum Teil sehr gefordert haben. Ich hoffe aber, dass es uns als Dekanat und Studiendekanat gelungen ist, die Lage umsichtig zu begleiten und zu steuern, soweit uns das überhaupt möglich war. Dabei ging und geht es ja nicht nur darum, die Vorgaben umzusetzen, die für uns alle gelten. Eine wichtige Aufgabe besteht auch darin, Informationen zu kommunizieren und Nachfragen zu beantworten. Auch wenn sich Diskussionen und Fragen oft wiederholen und nicht alle Gesprächspartner*innen mit dem gleichen Respekt und der gleichen Freundlichkeit agieren, ist es mir hoffentlich gelungen, insgesamt zu einem kooperativen und verständnisvollen Klima in der Fakultät beizutragen.
Was steht als Nächstes an, welche Ziele setzen Sie sich für Ihre weitere Amtszeit?
Ein Großteil meiner Arbeit als Studiendekan fließt in die Studiengangsentwicklung und das Qualitätsmanagement der verschiedenen Lehrangebote. Für entscheidend halte ich, dass der laufende Betrieb funktioniert und wir den Fächern und den einzelnen Lehrenden und Studierenden die notwendigen Rahmenbedingungen für gute Lehre zur Verfügung stellen. Dabei gilt es, die große Breite an Fächern und Studiengangsprofilen zu stützen – von kleinen, forschungsorientierten Spezialstudiengängen bis zu den großen Lehramtsstudiengängen wie Deutsch und Englisch. Für wichtig halte ich es, dass wir als Fakultät uns noch stärker als ein Ort verstehen, an dem zentrale gesellschaftliche Fragen mit hoher wissenschaftlicher Kompetenz diskutiert werden. Selbst Angebote an die Gesellschaft zu machen, aber auch erstmal für die Öffentlichkeit sprechfähig zu werden, stellt in meinen Augen eine große Herausforderung an uns alle dar. Die Corona-Pandemie, aber zum Beispiel auch der Klimawandel zeigen, wie wichtig gute Wissenschaftskommunikation für öffentliche Diskurse ist. Dies und die Förderung von Studienprogrammen, die auf aktuelle gesellschaftliche Problemlagen und Interessen zielen, erscheinen wir zentral.
Gibt es etwas, dass Sie an Ihrer neuen Tätigkeit am meisten überrascht hat?
Nicht wirklich überrascht, aber sehr gefreut hat mich die extrem freundliche, konstruktive Atmosphäre im Dekanat und die großartige Unterstützung im Team des Studiendekanats. Zugleich lerne ich jetzt erst die ganze Vielfalt unserer großen Fakultät in all ihren Verästelungen kennen. Völlig neu ist für mich, mich im Hauptgebäude an der Edmund-Siemers-Allee fast ein wenig zuhause zu fühlen.
Und sonst so? Was machen Sie, wenn Sie gerade nicht als Prodekan unterwegs sind?
Zunächst einmal ganz normal in Forschung und Lehre arbeiten. Zugleich bemühe ich mich aber um eine sinnvolle Eingrenzung der Arbeit, um auch meiner Familie gerecht zu werden. Diese Grenze zu ziehen finde ich nicht immer ganz einfach, weil ich ein leidenschaftlicher Genusshistoriker bin. Zu den kleinen Vergnügungen zählt für mich zum Beispiel, durch Hamburg zu gehen und die vielen faszinierenden kulturellen Möglichkeiten zu nutzen oder auch das historische Stadtbild besser kennenzulernen. Hamburg hat so viel zu bieten, was Architektur und Urbanistik seit dem 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart hinein angeht!
Zur Person
Herr Prof. Dr. Christoph Dartmann ist Mittelalterhistoriker, seit 2014 an der Universität Hamburg. Er interessiert sich besonders für die Geschichte Italiens und des Mittelmeerraums, aber auch für mittelalterliche Religiosität und Kulturgeschichte. Ein weiterer Interessensschwerpunkt liegt auf der Gegenwart des Mittelalters in der Moderne.