HYBRID: Gastvortrag zu ludologischen Perspektiven auf die Analyse von Social Media
24. Januar 2024, von Zsuzsa Becker
Foto: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
Am 24. Januar 2024 um 16 Uhr c.t. findet wieder ein spannender Gastvortrag im Digital Humanities Lab statt, zu dem wir alle Interessierten sehr herzlich einladen: Prof. Dr. Joachim Scharloth (Waseda Universität Tokyo) spricht über "Ludologische Perspektiven auf die Analyse von Social Media". Der Vortrag findet hybrid im DH Lab@Philturm (C2003 in der Philturm-Bibliothek) und via Zoom statt.
Prof. Dr. Joachim Scharloth wird im DH Lab in der Philturm-Bibliothek (Raum C2003) vortragen. Aufgrund des Bahnstreiks ist auch eine Teilnahme über Zoom möglich: https://uni-hamburg.zoom.us/j/63341254488?pwd=SlhTd2d4OGlIVU83WkkwdjAyb2E5UT09.
Abstract "Ludologische Perspektiven auf die Analyse von Social Media":
Das 21. Jahrhundert ist ein ludisches Jahrhundert (Zimmerman 2015). An die Stelle von vernetzten Informationssystemen sind komplexe Systeme getreten, in denen Informationen nach Prozeduren bearbeitet werden, die dem Modell des Spiels folgen. Dabei sind Spiele Medien ganz eigener Logik, die sich fundamental von der Logik traditioneller linearer Medien unterscheiden (Seiffert / Nothaft 2015). Wenn Kultur sich im Spiel und als Spiel entfaltet, wie der Anthropologe Johan Huizinga (2022 [1938]) formulierte, dann ist eine ludologische Betrachtung von Kommunikation, die das Spiel als Modell für (digitale) Kommunikation nutzt (Thimm / Wosnitza 2010, Lampe 2015), ein wichtiger Baustein einer Linguistik, die die kulturelle Dimension von Kommunikation in den Blick nimmt.
In meinem Vortrag möchte ich ...
- zeigen, inwiefern es adäquat und produktiv ist, Konzepte der Game Studies auf digitale Kommunikation zu übertragen. Dies soll einerseits für abstrakte Konzepte des Spieldesigns wie Regeln und Mechaniken, Möglichkeitsraum, Prozeduralität und Feedback, Progression und Emergenz erfolgen, andererseits auch für konkretere Design Pattern wie Ökonomien, Nudging oder Endowed Value.
- das Konzept der prozeduralen Rhetorik (Bogost 2007) für die Analyse der soziokulturellen Effekte gängiger Kommunikationsplattformen vorschlagen, das auch eine kritische Perspektive auf das Selbstbild unserer Gesellschaft, das Platformdesigner:innen und -nutzer:innen in der digitalen Kommunikation entwerfen, ermöglicht.
- methodologische Schlüsse ziehen, die sich aus der Modellierung von Kommunikation als Spiel ergeben. Diese liegen in einer Hinwendung zu datenintensiven Methoden, die die Sequenzialität und Prozeduralität der Kommunikation stärker berücksichtigen als die vorherrschenden strukturalistisch orientierten Ansätze.
Literatur:
Adams, Ernest, und Joris Dormans. 2012. Game Mechanics: Advanced Game Design. Berkeley, Calif.: New Riders.
Bogost, Ian. 2007. „The Rhetoric of Video Games“. In The Ecology of Games: Connecting Youth, Games, and Learning, 117–39. The John D. and Catherine T. MacArthur Foundation Series on Digital Media and Learning. Cambridge, Massachusetts: The MIT Press.
Huizinga, Johan. 2022 [1938]. Homo ludens: vom Ursprung der Kultur im Spiel. Übersetzt von Hans Nachod. 27. Auflage. Rororo 55435. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag.
Lampe, Cliff. 2015. „Gamification and Social Media“. In The Gameful World, herausgegeben von Steffen P. Walz und Sebastian Deterding, 463–80. Cambridge, Massachusetts, London: The MIT Press. https://doi.org/10.7551/mitpress/9788.003.0034.
Seiffert, Jens, und Howard Nothhaft. 2015. „The Missing Media“. Public Relations Review 41 (2): 254–63. https://doi.org/10.1016/j.pubrev.2014.11.011.
Thimm, Caja, und Lukas Wosnitza. 2010. „Das Spiel – analog und digital“. In Das Spiel: Muster und Metapher der Mediengesellschaft, herausgegeben von Caja Thimm, 33–54. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91945-4_3.
Zimmerman, Eric. 2015. „Position Statement: Manifesto for a Ludic Century“. In The Gameful World, herausgegeben von Steffen P. Walz und Sebastian Deterding, 19–21. Cambridge, Massachusetts, London: The MIT Press. https://doi.org/10.7551/mitpress/9788.003.0003.