Historische Fremdsprachenlehrwerke digital
Foto: M. Kramer, Nouveau Parlement, 1699, S. 1 SLUB;
Das Langzeitvorhaben der Union der deutschen Akademien widmet sich erstmalig der Volltexterschließung, korpuslinguistischen Aufbereitung, Annotation und Auswertung von mehrsprachigen Fremdsprachenlehrwerken (FSL) aus der Frühen Neuzeit mit einem Schwerpunkt auf den Deutsch beinhaltenden Werken.
Das Langzeitvorhaben (Akademienprogramm 2024 der Union der deutschen Akademien) widmet sich erstmalig der Volltexterschließung, korpuslinguistischen Aufbereitung, Annotation, digitalen Vernetzung sowie der sprach-, kultur- und wissenshistorischen Auswertung von mehrsprachigen Fremdsprachenlehrwerken (FSL) aus der Frühen Neuzeit mit einem Schwerpunkt auf den Deutsch beinhaltenden Werken.
Das Projekt setzt sich zum Ziel, die praktischen Formen der Vermittlung des Wissens über die Vernakularsprachen (Aussprache, Grammatik, Wortschatz, Pragmatik) sowie der schriftlichen und vor allem der mündlichkeitsnahen Alltagskommunikation im mehrsprachigen Kontext des frühneuzeitlichen Europa zu erschließen und zu untersuchen. Auf diese Weise wird ein Paradigmenwechsel angestrebt, insofern als ein Beitrag zu den europäischen Sprach(en)geschichte(n), zur Erforschung von Sprachkontakt und zum Fremdsprachenerwerb anhand der im gesamten Europa überlieferten, aber bis jetzt kaum untersuchten Quellen geleistet wird, deren Autoren eine sozial heterogene Gruppe der sogenannten Sprachmeister bildeten und zu deren praxisbezogenen Sprachvorstellungen (im Unterschied zum zeitgenössischen theoretischen Gelehrtendiskurs) kaum Forschungsergebnisse vorliegen. Im Rahmen des Vorhabens wird das gesamte überlieferte Material, in dem das Deutsche eine der Sprachen ist (ca. 1044 FSL; insgesamt ca. 626.400.000 Zeichen) nach einem gestuften Konzept volltexterschlossen, nachhaltig aufbereitet und für weitere Analysen bereitgestellt. Damit wird es zum ersten Mal möglich sein, die historischen Wurzeln der heutigen Mehrsprachigkeit in Europa aus der Perspektive alltagssprachlicher Praxis des Fremdsprachenerwerbs und der Fremdsprachen- und Wissensvermittlung in der Frühen Neuzeit zu beantworten.
Das Projekt unter der Hamburger Leitung von Prof. Dr. Natalia Filatkina ist eine Kooperation der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz.